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  Das älteste und bedeutendste  
  profane Baudenkmal  
  Alt-Gelsenkirchens  

Trotz Denkmalschutz vom Verfall bedroht


[Foto: Stadtarchiv Gelsenkirchen, Fotosammlung]
Bild in Originalgröße

Vor dem Verfall:
Die Wasserburg Haus Leithe, ein ‚klassischer Rittersitz‘

Eine klassische Wasserburg

Als Stammsitz der Ritter von Leithe im 13./14. Jahrhundert errichtet, ist die Wasserburg heute das, was man als eine klassische ‚Ritterburg‘ bezeichnen kann: Herrenhaus, Wassergraben und Toreinfahrt mit Zinnen und einem, wenn ach stark verwitterten, Wappen über dem Rundbogen.

Seine Blütezeit hatte der Rittersitz Leithe im 14. Jahrhundert. Das Haupthaus wurde in der jetzigen Form 1565 errichtet, versehen mit einem Kellerraum unter einem Kreuzgewölbe aus Ziegeln. Der Torbogen wurde 1753 errichtet und 1860 mit einer Zinnenkrone aufgestockt.

Zum gesamten Anwesen gehörte im Garten von Haus Leithe auch eine dem Hl. Heribert gewidmete Kapelle aus dem Jahre 1365/1366, einem einschiffigen Bruchsteinbau mit Chor und Glockentürmchen, der 1665 abgebrochen wurde, sowie eine Öl- und Getreidemühle. Die Bokermühle, wohl schon im 13. Jahrhundert angelegt, war für die umliegenden Bauerschaften die Bannmühle, auf der das Korn gemahlen werden musste. Durch bergbauliche Einwirkungen im 19./20. Jahrhundert versiegte das Wasser und damit auch die Antriebskraft für die Wassermühle, die letztlich 1929 abgerissen wurde.

Seit 1986 unter Denkmalschutz

Seit 1986 steht die ehemalige Wasserburg mit seinem gut kenntlichem Grabensystem unter Denkmalschutz. Zum Baudenkmal zählen das Haupthaus aus den Jahren um 1565, das Torhaus im Ursprung aus den Jahren 1753 mit Flügelbauten, die große Scheune mit rundbogigen Toren und die ehem. Wassergräben.

Die untertägig erhaltenen Reste der Vorgängerbebauung von Herrenhaus, Wirtschaftsgebäuden und Kapelle, sowie die Umgräftung wurden 2018 als Bodendenkmal unter Schutz gestellt.

Erbärmlicher Zustand trotz Denkmalschutz

Obwohl das gesamte Anwesen offiziell unter Schutz steht, kümmert sich der Eigentümer nicht mehr darum. Kaum zu glauben, aber dieses wichtige Denkmal ist seit mehr als zehn Jahren seinem Schicksal überlassen!

Der gegenwärtige Zustand des gesamten Ensembles kann nur als ‚erbärmlich‘ bezeichnet werden. Entgegen den Bestimmungen des Denkmalschutzgesetzes nur unzureichend geschützt, sind die Bauten durch Brandstiftung und Schmierereien gezeichnet. Wenn gegen diese Vernachläßigung nicht eingegriffen wird, droht diesem unersetzbarem Stück Heimaterbe der völlige Zerfall.

Über tausend Jahre währende Bedeutsamkeit
und wechselvolle Geschichte
im Themenheft verständlich gemacht

Der erbärmliche Zustand dieses so wertvollen Denkmals bewegte die Lokalhistoriker Burkhard Nowak und Karlheinz Rabas dazu, dessen Geschichte eingehend zu recherchieren. Sie haben ein Fundus an historischen Dokumenten und Werke früherer Historiker ausgewertet und werfen somit Licht in die dunkle Vergangenheit. Das Ergebnis ist als Heft 33 der Serie „Gelsenkirchen in alter und neuer Zeit“ vom Heimatbund veröffentlicht.

Das Heft stellt klar die Bedeutsamkeit dieses Herrensitzes seit über tausend Jahren klar. Die Autoren erzählen die wechselvolle Geschichte der einzelnen Bauten, der verschiedenen Eigentümerfamilien, deren Besitzungen und machtpolitischen Verhältnisse. Fachbegriffe werden durch knappe Fußnoten verständlich gemacht, während historische Hintergründe und Zusammenhänge in kurzen Exkursen leicht verständlich erläutert werden.

Die Autoren liefern dem Leser nicht nur ein informatives Lesevergnügen, sondern auch eine beispielhafte Aufarbeitung des Themas.

Das Heft zum Thema