Der erste Ehrenbürger von Gelsenkirchen – damals noch ein Dorf im Amt Wattenscheid – war 1864 ein Ire, William Thomas Mulvany. Der irische Ingenieur und Industrielle war Gründer und Leiter der Zeche Hibernia, nahe dem Bahnhof Gelsenkirchen. Dort wurde im Juni 1858 zum ersten Mal in Gelsenkirchen Kohle zu Tage gefördert. Somit begann die Geschichte von 150 Jahren Kohleförderung in der Stadt.
Dieser Coup gelang Mulvany, während seine Konkurrenten, die schon eher mit dem Abteufen an benachbarten Grubenfeldern – etwa an der Zeche Dahlbusch in Rotthausen, damals noch ein Dorf im Landkreis Essen – begonnen hatten, von technischen und finanziellen Problemen noch geplagt waren.
Mulvanys Vorteile: Geld, Kontakte und Know-how.
Mulvany wurde von einer Gruppe irischer Investoren nach Deutschland entsandt, um im aufstrebenden Ruhrgebiet Bergbau zu betreiben.
Hier im Norden lagen die Kohlenflöze weit tiefer unter Tage als im Ruhrtal und die deutschen Ingenieure hatten bisher noch keine Erfahrung mit dem Abbau in solcher Teufe.
Aus dem „Great Northern Coalfield“, dem großen Kohlerevier im Nordosten Englands, engagierte Mulvany den bekannten Bergbauingenieur William Coulson, einen Experten für das Abteufen von tiefen Abbauschächten. Das Senken eines vertikalen Schachtes bis tief unter Tage – heute selbstverständlich, war damals bahnbrechend.
Ebenfalls aus England holte sich Mulvany Facharbeiter und Bergleute mit entsprechenden Erfahrungen in den benötigten Schachtbau-, Stollenbau- und Fördertechniken.
Somit erreichte Mulvany das Ziel weit schneller als seine Mitstreiter an Zechen in den benachbarten Gemeinden Ückendorf und Rotthausen – und wurde dafür vom Gemeinderat in Gelsenkirchen geehrt.
Mächtiger Unternehmer und Verbandspolitiker
Über viele Jahre spielte er als Unternehmer und Verbandspolitiker eine mächtige Rolle für die Bergbauindustrie im gesamten Ruhrgebiet.
In kurzen Abständen gründete er auch die Zechen Shamrock in Wanne-Eickel und Erin in Castrop-Rauxel sowie die Preußische Bergwerks- und Hütten-AG mit den Zechen Hansa, Zollern und Erin, Erzbergwerken und einer Eisenhütte.
Mulvany machte sich einen Namen nicht nur für den bergbautechnologischen Fortschritt, sondern auch für den Ausbau des Transports, des Vertriebs und der Vermarktung der Kohle.
1871 war er die treibende Kraft hinter der Gründung eines Interessenverbands der Eisen-, Textil- und Bergbau-Unternehmer. Diesen „Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen“, nannte Reichskanzler Bismarck schlicht „Langnam-Verein“.