Um 1900 kamen sieben jüdische Familien nach Buer und Erle, im Jahr 1930 waren es über achtzig. Wo haben sie gewohnt, mit was haben sie sich beruflich beschäftigt?

Das Buch verknüpft jüdische Gemeindegeschichte mit der Städtebaugeschichte von Buer, heute ein Stadtteil von Gelsenkirchen. Der frühere Stadtplaner und ausgewiesene Bauhistoriker Dr. Lutz Heidemann hat sich dabei intensiv in die Geschichte des Stadtteils und von einzelnen Gebäuden eingedacht. Ausgehend von neu entdeckten Fotos des 1922 eingeweihten und 1938 zerstörten Bethauses in Buer ist er dessen Baugeschichte nachgegangen und hat sich mit der Entstehung der Synagogengemeinde befasst. Diese war bis Anfang der 1930er-Jahre eine Untergemeinde der jüdischen Gemeinde in Dorsten, gewann aber aufgrund der Zuwanderung eine immer größere Bedeutung.

Lassen Sie sich auf die in diesem Lesebuch ausgebreiteten Fakten und erzählten Geschichten ein: Die Sozialstruktur dieser Zuwandergruppe wird hier erstmals dokumentiert. Der weit überwiegende Teil der Gemeindemitglieder war im Handel tätig. Sie betrieben kleine inhabergeführte Geschäfte. Der Autor konnte in vielen Fällen ihre Herkunftsorte und die ihrer Frauen ermitteln. Sie kamen überwiegend aus kleinen Orten im Sauerland und vom Niederrhein. Herausragend waren die Geschäftsführer zweier großer Kaufhäuser in Buer: Benno Eichengrün und Carl Hochheimer. Von Hochheimer hat sich die interessante von dem Mülheimer Architekten Hans Großmann entworfene Villa erhalten.

Die Veränderungen von einzelnen Straßenräumen in Buer und Erle und die Verknüpfung der damit verbundenen jüdischen Lebensbeiträge wird durch viele historische Fotos belegt. Durch die Spurensuche des Verfassers werden wir auch auf den Fotografen Oskar Ahron aufmerksam gemacht, der die städtebaulichen Veränderungen von Buer in den 1920er Jahren, insbesondere die Veränderungen der Stadtlandschaft um das Knappschaftskrankenhaus und die heutige Kurt-Schumacher-Straße festhielt.

So entstand ein attraktives Buch, das durch seine vielen Abbildungen spannende Zeitreisen durch Buer und Erle der Jahre vor 1930 erlaubt.